Warum sind Regengeräusche beruhigend? Das sind die Gründe

Viele Menschen haben, vor allem in der warmen Jahreszeit, nachts bei Regen das Fenster offen oder begeben sich bei Regen mit Campinggepäck und Zelt unter den Armen in den eigenen Garten. Andere suchen sich auf YouTube oder Spotify zum Schlafen Naturgeräusche heraus, machen es sich im eigenen Bett oder auf der Couch mit einer kuscheligen Decke bequem und lassen sich sanft in den Schlaf oder die Entspannung tröpfeln. Einige Personen haben auch das bekannte „Frissons“ Phänomen bereits erlebt, welches nicht nur bei Natur- und Regengeräuschen, sondern auch bei Musik oder anderen Tonreizungen zu Tage tritt. Doch warum funktionieren solche Geräusche – besonders Regengeräusche als natürliches Schlafmittel und wirken so beruhigend auf uns?

Regen im Wald

Darum sind Regengeräusche beruhigend

Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz simpel und sollte von einer sehr frühen Zeit unseres menschlichen Daseins beleuchtet werden. Deshalb starten wir mit einer der frühsten Zeiten des Menschen. Wieso Regengeräusche beruhigend sind – dafür gibt es mehrere Gründe. Die Evolution ist der erste Grund:

Ursprünglich und bevor es kuschelige Betten gab, haben Menschen genau wie die meisten anderen Tiere in der freien Wildbahn genächtigt. Dabei befanden wir uns häufig in Höhlen oder haben uns zum Schutz vor Regen und Raubtieren unter Vorsprünge begeben. Zudem zählt Wasser zu den Naturelementen. Diese Elemente sind sehr bekannt und lauten: Wasser, Erde, Feuer und Luft. – Jedes der vier Elemente findet sich auf unserer Erde, sowie teils in ihr, wieder und ist mit verantwortlich dafür, dass unser Leben besteht. Wasser ist und bleibt ein Naturelement. Es wird häufig auch als die Quelle des Lebens bezeichnet. Doch nicht nur unsere Hygiene und unseren Wasserhaushalt regelte der Regen und Gewässer bereits früher für uns. Die meisten Raubtiere jagen bei Dämmerung oder in der Nacht. Bei Regen hingegen jagen die wenigsten Raubtiere überhaupt, völlig unabhängig von der Uhrzeit.

‍Der Regen übertönt kleine Geräusche und Gerüche der Beute und erschwert die Jagd enorm – daher waren wir Menschen früher bei Regen deutlich geschützter als in einer völlig stillen und klaren Nacht. Einige Personen stellen sich bei Regen auch unbewusst das Szenario eines Tieres in einer warmen, geschützten Höhle vor. Dieses gedankliche Bild und die Imagination über dieses lässt sich auf unseren eigentlich tierischen Ursprung zurückführen. Da der Mensch ebenso als Tierart gelten kann und in einigen Fällen, wie diesem, auch als diese gelten sollte verbinden wir Naturelemente häufig mit anderen Tierarten.

Zweiter Grund: Rhythmus und Ton von Regen

Die meisten Klänge und Geräusche unseres Alltags haben entweder keinen feststellbaren Rhythmus oder einen sehr unangenehmen, aber rhythmischen, Ton. Als Beispiel wären zu nennen: Eine Bohrmaschine, Bauarbeiten, oder Alarmtöne von Mobilgeräten. Oder das Laufen eines Wasserhahns, das Rauschen von Wasser in einer Dusche, oder das Summen eines Lüfters. Die Liste ist praktisch unendlich. Wer in einem Büro arbeitet oder anderweitig die Möglichkeit hat das Tippen auf einer Tastatur zu hören, kann einen Eigenversuch in Angriff nehmen. Zwar ist der Ton, welchen die Tastatur erzeugt, nicht wirklich angenehm aber die meisten Personen tippen mit einem gewissen Rhythmus oder einer gewissen Geschwindigkeit. 

Auch dieses Geräusch kann sehr entspannend wirken. Wer sich in der Musik ein wenig auskennt, kennt die Abkürzung BMP mit Sicherheit. Diese bedeutet im Grunde nichts weiter als „Beats per Minute“, also Schläge pro Minute. Je nach BPM-Anzahl eines Tons oder Musikstücks wirkt dieses entspannend oder aktivierend auf den menschlichen Geist und Körper.

So verhält es sich auch mit dem Regen. Solange kein Starkregen vom Himmel herabkommt hat der Regenfall meist eine sehr rhythmische, eher langsame, Geschwindigkeit. Da Menschen bekanntlich Gewohnheitstiere sind empfinden wir auch einen gleichmäßigen Regenfall als sehr entspannend und wohltuend. Der Rhythmus bleibt gleich und weist keine oder nur sehr wenige Veränderungen auf. Das beruhigt unseren Geist und unsere Atmung – diese wirkt sich dann beruhigend auf unseren Puls und Blutdruck aus.

Tiefe, gleichmäßige Töne sorgen für Wohlbefinden

Tiefe Töne alarmieren die wenigsten Menschen. Gerade Frauen empfinden tiefe Töne meist als sehr entspannend und werden bei hohen Tönen hellhörig. Dieses Phänomen hängt mit der Fortpflanzung zusammen. Während Kinder sehr hohe Töne beim Schreien und Quengeln von sich geben, hören sich männliche Stimmen meist sehr tief an. In früheren Zeiten standen Männer weitaus mehr für Schutz und Sicherheit als in der heutigen Zeit. Regen verursacht für gewöhnlich, je nachdem auf welches Material dieser tropft, recht dumpfe Töne. Beispielsweise Regengeräusche in einem Zelt verursachen sehr tiefe Töne und lassen diese „von oben“ ausstrahlen was sich ebenfalls schützend anfühlen kann. Diese beruhigen ebenfalls unseren Geist und sorgen somit für ein sicheres Gefühl.

Biologische Gründe für die entspannende Wirkung von Regengeräuschen

Laut einer Studie der Harvard University gibt es drei biologische Gründe, welche erklären warum Regengeräusche die meisten Menschen entspannen und teils sogar Einschlafen lassen. Diese lauten wie folgt: Ozon, abgekürzt O3, wird bei elektrischer Aktivität freigesetzt. Darunter fallen dann auch Blitze. Ozon hat einige signifikante Charaktermerkmale, beispielsweise kann man Ozon riechen. Der Geruch wird von den meisten Personen als „metallisch“ beschrieben und erinnert häufig an den Morgen nach einer verregneten Nacht.

‍Zweiter Grund: Melatonin – der körpereigene Müdemacher. Unser Körper produziert in gewissen Maßen Melatonin. Dieses Hormon, auch Schlafhormon genannt, sorgt dafür, dass wir nachts schlafen und tagsüber wach sind. Die Produktion wird größtenteils von der Lichteinstrahlung abhängig gemacht – deshalb hilft es auch bei Schlafproblemen im völlig dunkeln zu schlafen und morgens direkt die Fensterläden zu öffnen. Regen kommt, für gewöhnlich, mit vielen dunklen Wolken einher. Die dunklen Wolken verdecken dann die Sonne und lassen deutlich weniger Licht und Wärme an uns heran. Da die Lichteinstrahlung somit geringer wird, wird auch mehr Melatonin produziert, welches uns müde macht. 

Auch spielen nicht zu letzt vererbte Gründe eine Rolle. Petrichor lautet hier das Wort der Stunde. Petrichor beschreibt eine Mischung aus Ölen von Pflanzen und Bodenbakterien – diese Mischung ist der typische „Regengeruch“. Genau diesen Geruch kann man tatsächlich auch riechen, bevor der Regenfall begonnen hat. Da unser Körper den Petrichor – Geruch noch immer gleich wie vor vielen Jahren deutet, löst dieser in uns bereits ein wohliges und angenehmes Gefühl aus.

Regengeräusche mit Gewitter – auch Donner wirkt beruhigend auf uns

Nicht nur Regen, sondern auch Donner, Unwetter oder Gewitter wirken beruhigend auf unseren Geist. Auch hier spielt unsere natürliche Veranlagung eine große Rolle. Bei Gewitter, ähnlich wie bei Regen, jagen Raubtiere nur in den seltensten Fällen. Somit beschützte uns die Natur also bereits, bevor es Häuser gab. Obwohl Donner meist ein sehr lautes Geräusch ist, können eher leise Varianten beruhigend auf uns wirken. Diese wirken dann deutlich weiter weg und geben erneut tiefe Töne ab und läuten indirekt eine sichere Regenphase ohne Raubtiere ein. Deshalb sind auch Regengeräusche mit Gewitter gepaart eine gute Alternative für all diejenigen, denen Regentropfen zu eintönig sind.

Naturgeräusche müssen für diese Auswirkungen nicht unbedingt aus der Gegenwart und der absoluten Realität stammen! Auch Regengeräusche auf YouTube oder anderen Streaming- und Videodiensten können das beruhigende Tröpfeln gut ergänzen. Gerade YouTube bietet hierfür eine riesige Auswahl an verschiedensten Zusammenschnitten. Von puren Regengeräuschen, über Gewitterkulisse bis hin zu Traumreisen mit Geräuschuntermalung ist für jede Person etwas dabei.

ASMR: Eine mögliche Reaktion beim hören von Regengeräuschen

Einige Personen erleben bei gewissen Geräuschen, darunter auch bestimmte Regengeräusche, sogar ein kleines Phänomen. Das urplötzliche „Kribbeln“ oder auch ein angenehmer Schauer durchfährt einige Personen, wenn sie den richtigen Reizen, wie passenden Tonfrequenzen, ausgesetzt sind. Dieses Phänomen wird auch „Frissons“ genannt, was auf Deutsch übersetzt so viel wie „Schauer“ bedeutet.

Fazit: Darum wirken Regengeräusche beruhigend auf unseren Geist

Warum Regengeräusche beruhigend sind sollte inzwischen klar sein. Hinter der Wissenschaft stecken jedoch auch ganz ohne Fakten beruhigende Auswirkungen auf unseren Geist und Körper. Die Gründe für diese Vorliebe zu Regen- und anderen Naturgeräuschen lässt sich hierbei auf unsere ursprüngliche menschliche Natur zurückführen. Auch Donner- oder Unwetter- Geräusche können beruhigend wirken, weil diese besonders dumpfe und somit angenehme Töne verursachen. Bei YouTube, Spotify und anderen Plattformen findet man zahlreiche Zusammenschnitte von Naturgeräuschen. Hier gibt es auch Zusammenschnitte, welche alle Naturelemente miteinander kombinieren. Nicht nur Regen, also das Element Wasser, wirkt beruhigend auf uns. Auch das Knistern eines Kamins oder eines Lagerfeuers, also das Element Feuer, entspannt die meisten Menschen stark und vermittelt eine wohlige Wärme. Genau so verhält es sich auch mit leise raschelnden Blätter oder Windspielen, also dem Element Luft.

Kamera in der Natur
Regengeräusche in der Natur haben eine beruhigende Wirkung auf uns

Wem diese Geräusche nicht genug Entspannung bieten kann sich hier außerdem passende Videos ansehen. Auch die optische Trübheit von Regen- oder Gewitterwolken kann sehr entspannend auf einige Personen wirken oder diese zum Einschlafen anregen. Jedoch sind Naturgeräusche nicht nur zum Schlafen geeignet, sondern fördernd in eher klinischen Räumen auch das Ambiente oder können beim Lernen als Konzentrationshilfe dienen. Als Konzentrationshilfe eignen sich jedoch auch noch andere Töne und Musikstücke, wie beispielsweise für Videospiele aufgenommene oder komponierte Soundtracks und Hintergrundgeräusche. Gerade diese Soundtracks sind auf Konzentration ausgelegt und haben einen sehr beständigen BPM.

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